Bechstein-Tradition

Höchste Qualität seit 1853. Blättern Sie in einer Firmengeschichte, die gleichzeitig eine spannende Erfolgsgeschichte ist.

Manufaktur von C. Bechstein Europe im tschechischen Hradec Králové

 

EIN EUROPÄISCHES TOCHTERUNTERNEHMEN

2005 wurde jegliche Zusammenarbeit mit Petrof beendet. Bereits 2004 hatte C.Bechstein eine enge Kooperation mit einem anderen Hersteller in Tschechien aufgenommen, mit „Bohemia“. „Bohemia“ war im Zuge der Reprivatisierung der tschechischen Klavierindustrie unter dem Namen IFM Piana entstanden. Das war 1993, also knapp vier Jahre nach der „samtenen Revolution“ gegen die Herrschaft der kommunistischen Einheitspartei und im gleichen Jahr, in dem aus der bisherigen Tschechoslowakei zwei selbständige Staaten wurden. Hauptsitz von „Bohemia“ war Jihlava. Die Anfänge der dortigen Klavierfabrik gingen übrigens bis auf das Jahr 1871 zurück. Über Jahrzehnte hinweg standen die Instrumente aus Jihlava dezidiert in der Wiener Tradition, denn die Konstruktionen waren in enger Zusammenarbeit mit Hofmann & Czerny entwickelt worden, einer Wiener Klaviermanufaktur, die bis 1960 existierte.

Nach dem Neuanfang 1993 nahm „Bohemia“ zunächst einen bemerkenswerten Aufschwung. Bereits Mitte der 1990er Jahre wurden jährlich allein etwa dreitausend Klaviere unter verschiedenen Markennamen gefertigt. 1995 wurde zudem ein neues Produktionszentrum für Flügel in Hradec Kralové eröffnet, etwa 120 km nördlich von Jihlava und rund 110 km östlich von Prag.

2004 fand man dann in der neu gegründeten C.Bechstein CZ mit Sitz in Hradec Kralové einen Kooperationspartner. 2007 übernahm Bechstein CZ Bohemia vollständig, weitere Gebäude wurden angemietet, komplett renoviert und neu ausgestattet, die gesamte Herstellung wurde Bechstein Standards gemäß umstrukturiert und maßgeblich vergrößert.

Seit 2007 trägt das tschechische Unternehmen als hundertprozentige Bechstein-Tochter wiederum einen neuen Namen: C. Bechstein Europe. Die Produktion wurde auf Hradec Kralové konzentriert, und von Ende 2008 an wird die erweiterte und absolut neu konzipierte Linie W.Hoffmann Klaviere und Flügel von C.Bechstein Europe selbst gefertigt.

Die neue Richtung heißt eindeutig: Rückkehr zum „Made in Europe“. Alle W.Hoffmann Instrumente – vom gehobenen Einstiegsbereich bis zur guten Mittelklasse – kommen nun unmittelbar aus Bechstein Produktionen in Europa. Das bedeutet nochmals einen Qualitätssprung nach oben und setzt Akzente gegen Anbieter aus Asien.

W.Hoffmann made by Bechstein Europe bildet künftig die Einstiegsmarke in die deutsch-europäische Bechstein-Welt. Dabei kann auch W.Hoffmann auf eine lange Geschichte zurückschauen. Das Unternehmen wurde 1893 in Berlin gegründet und siedelte 1953 ins fränkische Langlau über. Bereits Mitte der 1960er Jahre wurde das 70.000. Instrument ausgeliefert. 1977 ging W.Hoffmann, wie bereits erwähnt, in den Besitz von Euterpe über und kam mit diesem Unternehmen 1990 an Bechstein. Sämtliche aktuellen W.Hoffmann Klavier- und Flügelkonstruktionen wurden im Bechstein-Kompetenz- und Produktionszentrum Seifhennersdorf entwickelt, und sie beziehen zahlreiche höherwertige Komponenten ein. So werden die Resonanzböden der Flügelmodelle aus europäischer Bergfichte hergestellt.

Die erstaunlichste Entwicklung nahm die Marke „Zimmermann“, die schon nahe dem oberen Preissegment platziert wurde. Zimmermann-Instrumente wurden zu Zeiten der DDR in Seifhennersdorf gefertigt, wo nunmehr die zentrale Produktion der C.Bechstein Pianofortefabrik AG angesiedelt ist. Die Marke war in Westdeutschland und Westeuropa vor allem als ausgesprochen preiswert bekannt. Inzwischen jedoch ist sie im guten mittleren Preis- und Qualitätssegment zu finden. Nicht nur, dass die Klaviere zu dieser Zeit nach wie vor in Seifhennersdorf gebaut wurden; sie fügen sich auch in besonderem Maß in die Klang- und Qualitätsphilosophie der C.Bechstein AG ein. Viele Bauteile stammen unmittelbar aus der Bechstein-Fertigung. Bis zum Jahre 2011 wurde diese erfolgreiche Zimmermann-Linie in Deutschland bei Bechstein gefertigt.

EINE ZWEITE BECHSTEIN LINIE

Besondere Bedeutung innerhalb der Produktionslinien der C.Bechstein Pianofortefabrik AG gewann vom Start weg die Reihe der Bechstein Academy-Instrumente. Damit reagierte das Unternehmen im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends auf die gewandelte Situation vieler Musikschulen und –hochschulen, Konservatorien und Akademien, aber auch zahlreicher Theater. Allerorten standen diese Kultur- und Bildungsinstitute zunehmend vor der Notwendigkeit, mit immer weniger Mitteln aus den öffentlichen Haushalten auskommen zu müssen. Hinzu kommen die neuen Bildungsinstitute in den sogenannten Schwellenländern. Mit der Produktreihe „Bechstein Academy“ wurden besonders für diesen institutionellen Bereich Instrumente geschaffen, die den Ansprüchen, aber auch den besonderen Belastungen eines professionellen Einsatzes genügen können. Der größte Flügel der Produktlinie, der A 228, erreicht immerhin fast die Dimensionen des klassischen Acht-Fuß-Flügels vergangener Zeiten, wie er noch im ersten Viertel des 20.Jahrhunderts in mittelgroßen Konzertsälen durchaus häufig anzutreffen war; mit einem Instrument dieser Größenordnung lässt sich nicht nur die gesamte Sololiteratur und die gesamte Literatur für Kammermusik mit Klavier adäquat realisieren, es reicht ohne weiteres auch für etliche klassische und alle frühklassischen Konzerte für Klavier mit Orchester aus. Vom Start der Reihe an musste man natürlich gerade auch bei der Spielart darauf achten, dass diese den internationalen Standards entsprach.

Trotz oder gerade wegen dieses beinahe schon verwirrenden Sortiments – der alles beherrschende Name blieb auch im beginnenden 21.Jahrhundert der des Firmengründers Carl Bechstein. Die Reihe der C.Bechstein-Flügel und –Klaviere sollte weiterhin die Spitze des im Klavierbau Möglichen markieren. Die Jahre nach der Einführung des neuen Konzertflügels Modell D dienten der Erprobung des veränderten Konzepts und der Diskussion mit den Pianisten. Kein Geringerer als zum Beispiel der große, unvergessene Lazar Berman gab auf einem Bechstein D im Konzertsaal des Berliner „stilwerks“ sein letztes Recital – unter anderem mit Mussorgskys „Bildern einer Ausstellung“ – und war des Lobes voll. Nach und nach wurde in diesen Jahren jedes Bechstein-Flügelmodell dem neuen Design angepasst, und nicht zuletzt entstand mit dem Modell C ein Instrument von 2,34 Metern Länge, das nun tatsächlich in seinen Dimensionen dem klassischen Acht-Fuß-Flügel entspricht, diesen freilich an Klangvolumen und Strahlkraft weit übertrifft. Mittlerweile schätzt auch die Elite der internationalen Pianisten wieder die Vorzüge und Eigenschaften eines Bechstein-Konzertflügels, und zwar sowohl auf dem Podium wie bei CD-Einspielungen.

C. Bechstein Manufaktur Deutschland in Seifhennersdorf / Sachsen

 

NEUE ABSATZWEGE

Das 21.Jahrhundert stellt jeden Hersteller, was immer auch er produziert, vor die Probleme von Logistik und Vertrieb. Schon bald folgten den beiden ersten Bechstein-Centren in Berlin und weitere. Und überall gab es sehr bald Konzerte, mancherorts eher mit dem pianistischen Nachwuchs, während in Berlin, schließlich auch in Hamburg Abende mit bedeutenden Künstlern ein spezifisch an der Klaviermusik interessiertes Publikum anziehen. Diese Konzerte sind inzwischen selbstverständlicher Bestandteil des Kulturlebens an Spree, Rhein und Alster. An den deutschen Hochschulen wurden „Bechstein-Tage“ veranstaltet. 2007 wurde in Baden-Württemberg ein erster Hochschul-Wettbewerb organisiert. Und die hauseigene Publikation, die „Bechstein News“ mit Porträts und Künstler-Interviews, mit Firmenmeldungen und Wettbewerbsnachrichten, ist in der Welt der Klavierfans längst zur beliebten Fachlektüre avanciert.

Die Vereinigten Staaten von Amerika erwiesen sich übrigens einmal mehr als ein Markt mit besonderen Gesetzen. Die Nachfrage nach Tasteninstrumenten verläuft hier keineswegs parallel zur allgemeinen Wirtschaftsentwicklung. Amerika bleibt ein Markt voller Überraschungen. Deutlich wurde allerdings, dass gerade bei den Käuferschichten, die sich für eine Traditionsmarke interessieren, der Trend zum hochwertigen Instrument unverkennbar ist. Und so nahm Bechstein in Amerika die Dinge wieder weitgehend selbst in die Hand.

Dagegen machte Vorstandsvorsitzender Karl Schulze immer wieder die Erfahrung, dass gerade in den aufstrebenden osteuropäischen Ländern wie Russland oder der Ukraine der Name Bechstein über alle politischen Veränderungen hinweg seinen alten Glanz behalten hatte. Noch im Jahr 2008 entsteht in enger Anbindung an die Räumlichkeiten des Staatlichen P.-I.-Tschaikowsky-Konservatoriums in Moskau ein Bechstein Salon.

Manchmal will dieser alte Glanz auch restauriert sein. Dafür nun gibt es in bester Tradition eine Spezialwerkstatt, die sich auch prominenter Instrumente mit aller handwerklichen Sorgfalt annimmt. Drei von Franz Liszt gespielte Flügel wurden im Lauf der Jahre wiederhergestellt. Auch der Meininger Brahms-Flügel konnte restauriert werden. Und ein Flügel aus dem Besitz der großen Dirigenten Wilhelm Furtwängler fand ebenfalls den Weg in die Werkstatt. Er wurde direkt von Bechstein erworben. Schallplattengeschichte schrieb ein Bechstein E aus dem Jahr 1973, der seinerzeit vom Sender Freies Berlin gekauft worden war. Er wurde, nachdem er in der Rundfunkanstalt Jahrzehnte lang offenkundig vernachlässigt worden war, sorgfältig wiederhergestellt, und der junge Pianist und Schriftsteller Yorck Kronenberg spielte darauf eine Aufsehen erregende CD ein – mit den letzten Sonaten von Beethoven und Schubert.

Zwischen zwanzig und dreißig Instrumente werden jährlich in dieser Werkstatt restauriert. Die Mitarbeiter, die zum Teil schon über dreißig Jahre bei Bechstein arbeiten und damit über einen unersetzlichen Erfahrungsschatz verfügen, können noch auf alte Materialien zurückgreifen. Über die Jahrhundertwende hinweg wurden ein paar Resonanzböden gerettet, die schon mehr als siebzig Jahre alt waren, alle Berliner Bombennächte überstanden hatten und den alten Klang des Bechstein so ins neue Jahrtausend vermitteln können.

 

DER ERFOLG LÄSST SICH SEHEN

2007 weist Bechstein eine Umsatzsumme von über 30 Millionen Euro aus bei mehr als viertausend verkauften Instrumenten.

Die Partnerschaft mit Samick wird 2008 beendet, die Aktien werden bei einer Kapitalerhöhung vom Ehepaar Berenice Küpper und Karl Schulze zurückerworben, Bechstein übernimmt mit eigenen Büros und Gesellschaften selbst den Vertrieb in Asien und den USA. Als neuer maßgeblicher Investor sichert die Berliner Kuthe GmbH die weiteren Wachstumschancen des weiterhin aufstrebenden Unternehmens, das trotz ernster Wirtschaftskrisen des neuen Jahrtausend an die Absatzzahl von 5000 Instrumenten aus den Glanzzeiten um 1900 anschließen kann.

2010 eröffnet das Shanghai Representative Office, die eigene Firmen – Vertretung, geleitet von einem treuen Bechstein Enthusiasten, Zhou Xianghao, der die Geschicke der Firma in Asien maßgeblich begleitet.

2011 ist ein wirklich gutes Jahr für Bechstein, Russland und weitere europäische Märkte zeigen den gewachsenen Stellenwert der Marke durch Institutionsverkäufe und Begehrlichkeit für Luxusausführungen. Einspielungen namhafter Künstler unterstreichen das Interesse am einzigartigen Bechstein Klang. Bechstein ist nun Mitglied im Meisterkreis, einem Zusammenschluss gestandenen Traditionsmarken und Manufakturen.

Ebenso startet eine neue Kooperation für das absolute Einstiegssegment in China, diesmal persönlich begleitet von einer deutschen Mannschaft.

2012 zeigt zwei gereifte Bechstein Linien: C. Bechstein Meisterstücke – Hochleistungsinstrumente mit großer Durchsetzungskraft und Klangvolumen, handwerklich gefertigt aus den erlesensten Materialien aus der Handwerksschmiede sowie Bechstein – der Bechstein Standard, die Verkörperung der Bechstein Tradition, ein erhabenes Klangprofil, farbenreich und gesanglich. Made in Germany.

Sphinx, Sterling, Louis XV – C. Bechstein Sondermodelle:

TRÄUME WERDEN WAHR

In 2013 wird die Replik des berühmten vergoldeten Flügels von Queen Victoria als teuerster Flügel der Welt nach dreijähriger Fertigungszeit der Öffentlichkeit vorgestellt. Bechstein stellt das einzigartige Potential an Know-How seiner leistungsstarken, motivierten Mannschaft doppelt unter Beweis: Wahrung der Tradition durch eine exquisite Luxusausführung.

2015 zeigt C.Bechstein einen noch spektakuläreren Flügel im Empire Stil, den prachtvollen Sphinx Flügel, einem staunenden Publikum. In 1800 Arbeitsstunden entstand ein Meisterwerk mit vergoldeten Bronzefigurinen, für die führende Spezialisten für den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche mitwirkten.

C. Bechsteins Expertise in längst verloren geglaubter Handwerkskunst und der Zuhilfenahme modernster Forschung und Verfahrenstechniken macht das Unternehmen zum Spezialisten bei der Anfertigung kompliziertester Nachbauten ebenso wie bei der Entwicklung ganz neuer Konzepte. So entsteht 2014 in Kooperation mit Europas führender Silbermanufaktur Robbe&Berking ein moderner Sterling Flügel mit massiven Silberapplikationen.

Mittlerweile ist C. Bechstein die letzte Flügel- und Klaviermanufaktur der höchsten Kategorie in rein deutschen, ja Berliner Händen, die namhafteren Mitbewerber sind mehrheitlich durch asiatische Investoren bestimmt. Nur C. Bechstein hat es geschafft, die Zukunft als Traditionsunternehmen wirklich zu sichern. Der neue Hauptinvestor Stephan Freymuth ist Garant für ein eisernes Versprechen: C. Bechstein als Kleinod, als Edelstein und Schmiede für die wertvollen Instrumente mit dem kostbaren Klang zu bewahren und zu nähren.

C. Bechstein ist sich selbst treu geblieben, ist Synonym für allerhöchste Qualität, ist Bewahrer einer kostbaren Tradition und immer auch Vordenker und mutig genug, um neue Wege zu gehen.

So bleibt der Weg des Hauses Bechstein gekennzeichnet durch den steten Willen, über alle historischen Widersprüche hinweg den europäischen Klang, das Tönen der Alten Welt lebendig werden zu lassen, stets neu und doch im Innern jenen Ideen folgend, die ein Carl Bechstein und ein Hans von Bülow, ein Franz Liszt und Ferruccio Busoni, ein Artur Schnabel und ein Wilhelm Backhaus jeder auf seine persönliche Weise weitertrugen.

Sie alle zeichneten sich durch Eines aus: sie waren Visionäre. Und Visionen kennen keine Jahreszahlen.

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