24.06.2025

Bechstein Next Generation in der Lohnhalle

Die steinernen Zeugen des Bergbaus ragen bis in den Himmel. Das Westfälische Musikfestival gastiert in Hamm im CreativRevier Heinrich Robert.

Die steinernen Zeugen des Bergbaus ragen bis in den Himmel. Das Westfälische Musikfestival gastiert in Hamm im CreativRevier Heinrich Robert. Und mit Cunmo Yin, Wataru Hisasue und Raúl da Costa gestalten unter dem Titel „Bechstein Next Generation“ drei Stipendiaten der Carl Bechstein Stiftung die „Lange Nacht des Klaviers“.

Die Lohnhalle der früheren Zeche Robert ist das Herzstück des heutigen CrativReviers. Mehr als 5.000 Bergleute gab es zeitweise auf der Zeche, die hier ihren Lohn abholen konnten. Der C. Bechstein Konzertflügel D 282 füllt nun die Bühne mitten im Raum. Und es wird schnell klar, dass der hohe Raum der Musik eine sakrale Note verleiht.

Cunmo Yin, Gewinner der Internationalen Telekom- Beethoven-Wettbewerb Bonn 2019, geht in die lange Nacht mit Beethovens letzter Sonate und reizt die weite Dynamik und die vielen Klangfarben des Bechsteins voll aus. Großer Ernst und starke Emotionen treffen sich in seiner ausdrucksvollen Interpretation dieses immer noch modernen Opus 111. In seiner Moderation weist Yin darauf hin, dass Schubert selbst festgestellt habe, seine Wanderer-Fantasie nie beherrscht zu haben. Das Zitat „Der Teufel soll dieses Zeug spielen!“ nimmt Yin wörtlich und spielt die Fantasie vom tänzerischen Einstieg über Heurigen-Anklänge bis zur abgründigen Fuge teuflisch gut!

Wataru Hisasue, frisch gekürter zweiter Preisträger des renommierten Concours Reine Elisabeth, knüpft mit vier Stücken aus dem ersten Band von Liszts „Années de pèlerinage“ nahtlos an die farbenreiche und expressive Spielweise seines Vorgängers an. Ob Hisasue in wuchtigen Akkorden „Wilhelm Tell“ würdigt, bei „Au bord d'une source“ vom leichten Säuseln bis zum Rauschen den Wasserdruck erhöht, bei „Orage“ ein Oktavgewitter abbrennt oder sanft die „Glocken von Genf“ singen lässt – Liszts orchestralen und klangmalerischen Klaviersatz entfaltet Hisasue detailliert und mit viel Herzblut, bevor er mit Bartóks „Drei Burlesken“ op. 8c einen gelungenen Ausflug in die gemäßigte Moderne unternimmt und mit Beethovens „Appassionata" das Publikum in der ausverkauften Lohnhalle begeistert.

Die brütende Hitze unterm heißen Scheinwerferlicht erhitzt die Pianisten wie den Konzertflügel auf der Bühne gleichermaßen. Wohl genau die richtigen Temperaturen für Raúl da Costa. Denn der portugiesische Pianist widmete sich in seinem klug zusammengestellten Programm ausschließlich spanischer Klaviermusik. Leise und zart, mit dem ersten Buch aus Mompous Musica Callada, startet er und setzt seine Mompou-Hommage mit dessen „Scènes d'enfants“ ebenso klangsinnlich fort. Der zeitgenössischen spanischen Musik huldigt da Costa mit der deutschen Erstaufführung von zwei Sätzen von Francisco Coll (1985 in Valencia geboren), die wiederum spanischen Malern gewidmet sind. Die Exzentrik Salvador Dalís lässt sich bestens nachverfolgen, während das einem noch lebenden Maler gewidmete Stück spanische Rhythmen aufnimmt.

Mit Granados „Quejas ó la maja y el ruiseñor“ taucht da Costa klangschön und wunderbar singend in die spanische Romantik ein, bevor er mit Volodos‘ brillanten Transkription von Ernesto Lecuona „Malagueña“ der „Langen Nacht“ einen stimmungsvollen und ungemein fesselnden Ausklang verschafft.

C. Bechstein ist übrigens exklusiver Flügel-Partner des Westfälischen Musikfestival. Herzlichen Dank also auch an Burkhard Loock, der als Konzerttechniker dort durchgehend im Einsatz. Er hat auch die zwei Fotos aus dem Innenhof von Schloss Heessen gemacht, in dem das Notos Quartett bei einem ebenfalls ausverkauften Open-Air-Konzerte Klavierquartette von Mozart, Brahms und Walton aufführten.

Text: Gregor Willmes

Fotos: Gregor Willmes und Burkhard Loock