Stehender Applaus für eine grandiose Leistung: Schaghajegh Nosrati weihte den neuen C. Bechstein Flügel C 234 im Anneliese Brost Musikforum Ruhr ein mit den Partiten für Klavier solo (BWV 825-830) von Johann Sebastian Bach ein und meisterte dieses Mammut-Programm mit Bravour.
Bereits am 21. Mai hatte Schaghajegh Nosrati gemeinsam mit Felix Hilse, dem Stellvertretenden Intendanten der Bochumer Symphoniker, und einigen Mitgliedern des Freundeskreises der Bochumer Symphoniker den C. Bechstein Flügel C 234 mit der Seriennummer 219338 aus insgesamt vier baugleichen Exemplaren im C. Bechstein Centrum Berlin ausgewählt. Nun durfte die aus Bochum stammende und heute in Berlin an der Barenboim-Said Akademie lehrende Pianistin den Flügel offiziell in den Dienst stellen. Und dass die rund 145 Minuten Bach bei Schaghajegh Nosrati nie lang wirkten, ist das große Verdienst dieser Pianistin, aber natürlich auch ein Verdienst des Komponisten selbst. Denn in den Partiten zeigt sich Bach als Meister der Vielfalt in der Einheit. Ausgehende von der Satzfolge Allemande, Courante, Sarabande und Gigue baut Bach in jeder Partita einen eigenen musikalischen Kosmos, der die vorgegebenen Formen mit größter Individualität ausgestaltet. Und gerade die Eingangssätze der barocken Suiten nutzt Bach, um von der festlichen D-Dur-Ouvertüre über Fantasia, Präludium, Sinfonia bis zur virtuosen Toccata die vielgestaltige Formenwelt seiner Zeit auszureizen, um den Suiten jeweils ein eigenes Gesicht zu verleihen.
Schaghajegh Nosrati versteht Bach intuitiv und begeistert mit ihrer höchst differenzierten Artikulation und fantasievollen Phrasierung. Gerade die Klarheit der Stimmführung ist kaum zu übertreffen. So wirkt es immer wieder, als ob die musikalischen Stimmen wie die verschiedenen Schichten eines köstlichen Kuchenstücks einzeln auf der Zunge zergehen und sich gleichzeitig wieder zum köstlichen Geschmack des gesamten Kuchenstücks verbinden. Eingänge, Durchgänge, Triller und andere Auszierungen setzt Nosrati kreativ ein, um Wiederholungen zusätzliche Spannung zu verleihen. Auch an Virtuosität mangelt es der Pianistin bei ihrem Heimspiel nicht. „Sie spielt Bach ganz wunderbar“, hatte mit Sir András Schiff noch im Sommer über Nosratis Kunst gesagt. Tief im Westen bestätigte dieser Abend nun das Urteil ihres Mentors nachhaltig! Ein Präludium und Fuge aus dem Wohltemperierten Klavier beendet einen langen, aber gleichzeitig sehr kurzweiligen Abend!
Der von C. Bechstein Chefkonzerttechniker Torben Garlin bestens vorbereitete und auf den Kleinen Saal im Musikforum hin intonierte C. Bechstein Flügel erledigte seine Aufgabe übrigens ebenfalls bestens. Mit beeindruckender Stimmhaltung, stets transparentem und trotzdem farbenreichen Klang, fein zu nuancierender Dynamik stellte sich das Instrument perfekt in den Dienst der Pianistin. Diese hatte bereits nach der Probe angemerkt: „Der Flügel ist perfekt eingestellt und klingt traumhaft.“
Herzlichen Glückwunsch also auch an Felix Hilse und seinem Team zum neuen C. Bechstein Flügel C 234. Er wird das Musikleben der „Blume im Revier“ – um noch einmal Herbert Grönemeyer zu zitieren – sicherlich auf sehr lange Zeit bereichern! „Ahh Glück auf!“
Fotos © Gregor Willmes