Jörg Demus

"Meine Hände, mein Herz und meine Ohren lieben Bechstein!"

Jörg Demus

 

Jörg Demus wurde 1928 als Sohn einer Konzertgeigerin und des weltbekannten Kunsthistorikers Otto Demus in St. Pölten geboren. Schon mit elf Jahren trat er in die Wiener Staatsakademie für Musik ein und debütierte bereits 1943 im Brahms-Saal des Wiener Musikvereins (wo er am 20. März 2013 auch sein siebzigjähriges Bühnenjubiläum feiern konnte). 1950 folgten Debüts in London und Zürich, 1951 die erste Tournee durch Südamerika. Sein Debüt in der Salle Gaveau (Paris, 1953) wurde zu einer Sensation. 1956 erhielt er beim Internationalen Pianistenwettbewerb in Bozen den begehrten Premio Busoni.

Seitdem konzertierte Jörg Demus in nahezu allen Musikzentren der Alten und Neuen Welt und war gefeierter Gast bei internationalen Festspielen. Er arbeitete u. a. mit den Dirigenten Josef Krips, André Cluytens und Herbert von Karajan und den Sängerinnen und Sängern Elly Ameling, Elisabeth Schwarzkopf, Peter Schreier und Dietrich Fischer-Dieskau zusammen. 1986 erhielt er von der Stadt Zwickau den Robert-Schumann-Preis, 2000 das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, und 2006 wurde er zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. Viele seiner Schallplatten wurden mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Als Sammler historischer Flügel hat er auch zahlreiche Aufnahmen auf diesen Instrumenten vorgelegt.

Jörg Demus gab regelmäßig Meisterkurse in Österreich und Japan. In seinen letzten Lebensahren ergab sich eine Zusammenarbeit mit dem jungen französischen Cellisten Guillaume Effler (Auftritte in Salzburg und im Dornacher Goetheanum) sowie mit dem 91-jährigen Sir Neville Marriner (bejubeltes Konzert im Dezember 2015 in Shanghai). Tourneen mit Soloabenden und Einladungen zu Meisterkursen führten ihn nach wie vor mehrmals jährlich kreuz und quer durch Europa, nach Japan, China und Hongkong. In den letzten Jahren gab er auch in der Schweiz (u.a. im Basler Stadtcasino und bei den Schaffhauser Meisterkonzerten) wieder mehrere mit Begeisterung aufgenommene Konzerte, wobei sich gezeigt hat, dass prominente Musiker und Musikprofessoren, etwa von der Basler Musikakademie, von seinem Spiel ebenso ergriffen werden wie „einfache“ Musikfreunde oder auch Zuhörer, die zum ersten Mal ein klassisches Konzert besuchen.

In seinem Klaviermuseum im Salzkammergut („Museo Cristofori“), das eine bedeutende Sammlung von historischen Tasteninstrumenten enthält, findet seit Jahrzehnten jeden Sommer ein Meisterkurs für Pianisten, weitere Instrumentalisten und Sänger statt. Was die Besonderheit von Jörg Demus‘ Interpretationen ausmacht, ist eine auch bei ganz großen Musikern selten anzutreffende Verbindung von Werktreue mit persönlicher Aussage, von introvertierter Konzentration mit spannungsgeladenem, hoch differenziertem Ausdruck.

Jörg Demus verstarb im April 2019. 

 

Foto © Thomas-Albertus-Irnberger