21.03.2023

Pianist Haiou Zhang öffnet neue Dimension der Meisterweke von Beethoven und Liszt

Als zweites Konzert der diesjährigen C. Bechstein Klavierabende im Konzerthaus Berlin präsentierte Haiou Zhang zugleich zwei anspruchsvollsten Klaviersonaten des 19. Jahrhunderts.

Die letzte Klaviersonate von Ludwig van Beethoven in c-Moll, op. 111 hat der chinesische Pianist makellos gespielt. Die Schwankung zwischen Tod und Hoffnung im ersten Satz ließ er durch starke klangliche Kontraste auf dem C. Bechstein Konzertflügel D 282 zum Ausdruck kommen. Auch die musikalische Vielfalt der Variationen im zweiten Satz deutete er expressiv, ohne die strukturelle Einheit zu verlieren.

Es ist kein Zufall, dass Zhang für diesen besonderen Klavierabend die h-Moll Sonate, S. 178 von Franz Liszt ausgewählte, die Hans von Bülow 1857 auch auf einem C. Bechstein Konzertflügel in Berlin uraufgeführt hat. Haiou Zhangs Interpretation ähnelt denjenigen der alten Klaviermeister, und fokussiert darauf, die komplexe Struktur der durchkomponierten Sonate zu beherrschen, und ließ sich nicht von virtuosen Show-offs oder übersentimentalen Rubatiablenken, welche heutzutage gar nicht unüblich sind. Auch die Ausgewogenheit der Klangfarben wurde sorgfältig geschätzt. Die grollenden Oktaven im Bass oder Diskanten waren sonor, aber nicht scharf; die Melodie-Noten beim langsamen Satz und am Ende waren sanft und stabil, aber nie zu weich, denn Zhang hat jeden einzigen Ton bis zum Tastenboden des C. Bechstein Konzertflügels gespielt und diesen ausklingen lassen.

Als Antwort zu dem Applaussturm gab der Pianist noch vier Zugaben einschließlich der Etüde für linke Hand von Skrjabin und eines chinesischen Volksliedes, was nicht nur die anwesenden chinesischen Gäste, sondern auch das ganze Publikum am tiefsten berührt.

Fotos: Sören L. Schirmer