Feldafing im oberbayerischen Landkreis Starnberg ist ein beschaulicher Ort mit etwas mehr als 4.000 Einwohnern. Bekannt ist die kleine Gemeinde vor allem durch die idyllische Roseninsel und das Hotel Kaiserin Elisabeth, die eng mit der Biografie der österreichischen Kaiserin Sisi verbunden sind. Äußerst sehenswert ist auch die kunstvoll ausgemalte und ausgestattete Kirche St. Peter und Paul. Und diese wird seit einigen Jahren im Sommer für ein paar Tage jeweils zu einem Mekka der Musik. So fanden in diesem Jahr bereits die 12. Musiktage Feldafing statt, die seit einiger Zeit von dem Pianisten Kit Armstrong und der Geigerin Franziska Hölscher künstlerisch verantwortet werden. Und diese nutzen ihr Netzwerk, um neben jungen aufstrebenden Musikerinnen und Musikern auch große Namen wie in diesem Jahr beispielsweise die Sopranistin Hanna-Elisabeth Müller, den Oboisten Ramón Ortega Quero oder das Quatuor Arod nach Feldafing zu bringen.
Zum Abschlusskonzert hatte Kit Armstrong seinen Duopartner Michael Wollny eingeladen, den vielleicht erfolgreichsten deutschen Jazzpianisten unserer Zeit. Dieser reiste erst nachmittags zur Anspielprobe für den Mitschnitt von BR-Klassik an, der am Samstag, 26. Juli 2025, um 21 Uhr ausgestrahlt werden wird. Und beide Pianisten legten tatkräftig vor der Probe Hand an, um die beiden von unserem Konzerttechniker Felix Faerber bestens betreuten C. Bechstein Flügel in die richtige Position zu bringen.
Unter das Motto „Klassik trifft Jazz“ könnte man dieses Duo vereinnahmen. Das trifft allerdings nicht den Kern der künstlerischen Zusammentreffen der beiden Starpianisten. Zumal man schon die beiden Themen von Guillaume de Machaut, die Kit Armstrong als Grundlage dieser abendlichen musikalischen Auseinandersetzung vorschlug, aufgrund ihrer schwebenden Harmonik nicht wirklich unter „Klassik“ subsumieren kann. Ob Cantus Firmus oder mittelalterliches Tanzlied – die beiden Pianisten interpretierten die außergewöhnlichen Melodien nie als Standards. Dieses Duo gewinnt seine Kraft aus der puren Lust am Spiel, am Experiment, am gegenseitigen Zuhören und Ausprobieren, an Dekonstruktion und Neuaufbau. Das wirkt zeitweise sehr frei, und man freut sich, wenn zwischendurch oder am krönenden Schluss ein Thema von beiden klar formuliert wird. Kit Armstrongs „Der kranke Mond“ – virtuos interpretiert von Franziska Hölscher (Violine) und Felix Brunnenkant (Violoncello) – floss zu Beginn des zweiten Teils ebenfalls in die Improvisations-Welten des Klavierduos ein. Jazzstandard-Feeling kam dann in der Zugabe doch noch auf, als sich beide Pianisten gemeinsam an den C. Bechstein Flügel C 234 setzten und während des Spiels gleich mehrfach die Plätze wechselten – zur Freude des begeisterten Publikums in der komplett ausverkauften Kirche.
Fotos © Robert Fischer/Musiktage Feldafing und Gregor Willmes