Das Ende der Zeit
Anlässlich des 80. Jahrestages des Ende des zweiten Weltkriegs spielt das Lumen Quartett Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“
„Quatuor pour la fin du temps“ – Quartett für das Ende der Zeit. So nannte der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 – 1992) sein monumentales, achtsätziges Kammermusikwerk für Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier, das er 1940/41 komponierte – als Kriegsgefangener der Deutschen im Lager Stalag VIII-A bei Görlitz, wo er das Werk gemeinsam mit drei ebenfalls internierten französischen Musikern auch uraufführte. Messiaen, zeitlebens sehr religiös, bezieht sich in dem Stück auf die Offenbarung des Johannes und greift vor allem den Moment heraus, indem ein Engel vom Himmel herabsteigt und den Beginn der Apokalypse verkündet: „Es soll hinfort keine Zeit mehr sein“ (Offb 10, 1-7). Entsprechend gibt es in der Musik mitreißende Szenen von apokalyptischer Stimmung und Momente größter Intensität und sogar Brutalität. Dem entgegen setzt Messiaen jedoch auch zarte, innige Episoden von atemberaubender Schönheit, in denen sich die Sehnsucht nach einer göttlichen, besseren Welt (personifiziert durch Jesus Christus) ausdrückt. Darüber hinaus zeichnet der Komponist zahlreiche weitere musikalische Bilder und es ist ein leichtes, in der Musik Vogelgezwitscher, Regenbögen oder gar die apokalyptischen Trompeten (im Deutschen sind es Posaunen) zu hören. Die Klangsprache ist enorm vielfältig, dabei aber stetes unverwechselbar und eigen, geprägt von ekstatischen Rhythmen und einer (durch Messiaens Synästhesie angeregten) höchst individuellen und farbig-leuchtenden Harmonik. Messiaen hat mit diesem Quartett eines der wichtigsten und herausragendsten Kammermusikwerke des 20. Jahrhunderts geschaffen, das in seiner Intensität und Eindringlichkeit heute aktueller denn je scheint.
Die vier jungen Interpret*innen des Konzerts – Magdalena Morys (Violine), Lea Reutlinger (Violoncello), Vincent Șucheană (Klarinette) und Christian Brandenburger (Klavier) – sind alle bereits Preisträger*innen namhafter Musikwettbewerbe und studieren derzeit gemeinsam an der Hochschule für Musik und Tanz Köln. Anlässlich des 80. Jahrestages des Endes des zweiten Weltkriegs haben sie sich nun als „Lumen Quartett“ zusammengefunden und haben das Werk unter Anleitung von Kammermusikprofessor*innen der Hochschule erarbeitet. Zu Beginn des Konzerts werden sie eine kurze Werkeinführung geben.
Programm
Olivier Messiaen (1908 – 1992)
Quatuor pour la fin du temps („Quartett für das Ende der Zeit“)
I. Liturgie de cristal („Kristallene Liturgie“, für Quartett)
II. Vocalise, pour l’ange qui annonce la fin du temps („Vokalise für den Engel, der das Ende der Zeit verkündet“, für Quartett)
III. Abîme des oiseaux („Abgrund der Vögel“, für Klarinette solo)
IV. Intermède („Zwischenspiel“, für Violine, Violoncello und Klarinette)
V. Louange à l’éternité de Jésus („Lobpreis der Ewigkeit Jesu“, für Violine und Klavier)
VI. Danse de la fureur, pour les sept trompettes („Tanz des Zorns für die sieben Trompeten“, für Quartett)
VII. Fouillis d’arcs-en-ciel, pour l’ange qui annonce la fin du temps („Wirbel der Regenbögen für den Engel, der das Ende der Zeit verkündet“, für Quartett)
VIII. Louange à l’immortalité de Jésus („Lobpreis der Unsterblichkeit Jesu“, für Violine und Klavier)
Es spielt das Lumen Quartett:
Magdalena Morys, Violine
Lea Reutlinger, Violoncello
Vincent Șucheană, Klarinette
Christian Brandenburger, Klavier
Foto: Lea Reutlinger (oben links): privat
Magdalena Morys (oben rechts): privat
Christian Brandenburger (unten links): Bob Stewart
Vincent Sucheana (unten rechts): Kolja Arnold